Warum Christen AFD wählen sollten. Nicht.

Wahlaufruf eines Nichtwählers.

Ich oute mich jetzt mal: ich habe lange Zeit nicht gewählt. Das war noch nicht mal politisches Desinteresse. Es gab keine Partei, die ich wirklich gut fand und ich wollte auch nicht das kleinere Übel wählen. Zu meinem Demokratieverständnis gehörte, dass man sich bei einer Wahl enthalten kann. Mein Deal war immer: ich gehe nicht wählen und beklage mich hinterher nicht. Aber, das habe ich mir damals schon gesagt, wenn irgendwann die Gefahr besteht, dass radikale Gruppierungen an die Macht kommen, dann werde ich wählen gehen.

Jetzt ist es soweit. Die AFD liegt bei Umfragen so um die 10 Prozent und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie drittstärkste Kraft im Bundestag wird.

Erschreckend finde ich, dass es auch einige Christen gibt, die AFD wählen.

Besonders konservativen Christen sind Themen wie Ehe allein zwischen Mann und Frau, Islamisierung, Genderpolitik oder Schutz des ungeborenen Lebens wichtig.

Ich kann ein Stück weit das Gefühl nachvollziehen, dass man sich damit bei den etablierten Parteien nicht wiederfindet. Die AFD schlägt in diese Kerbe und kommt scheinbar gerade recht. Sie sind auch Außenseiter und so sieht man sich selbst gerne. Klar, die AFD hat auch eine unschöne, schmutzige Seite – das gestehen viele zu. Das Kalkül ist, dass die AFD im Bundestag bei den entscheidenden Themen das Gegengewicht zu den anderen Parteien bildet, aber ansonsten hoffentlich nicht soviel Schaden anrichten kann. Man hört z.B.: „Ich wähle AFD, distanziere mich aber von der Nazi-Ideologie. Und überhaupt, das sind ja nur Einzelfälle.“

Vergesst es. Die Rechnung geht nicht auf.

In der AFD sind Nazis. Und nicht wenige. Und das an entscheidenden Positionen.

Bento (das ist sowas wie die Kinderausgabe von Spiegel-Online), hat mal was sinnvolles gemacht und sich 94 AFD-Kandidaten angesehen. Darunter sind mehr als ein drittel Rechtsradikal. Viele recht weit vorne auf den Landeslisten. Kommt die AFD auf 10 Prozent, hat sie 71 Sitze. 28 Rechtsradikale sitzen dann im Bundestag.

Drei Beispiele, alle Listenplatz 2 der jeweiligen Landesliste und damit ziemlich sicher bald im Bundestag.

  • Jürgen Pohl sympathisiert mit der NPD. (Quelle)
  • Jens Maier sagt derzeit sei die „Herstellung von Mischvölkern“ in Europa „einfach nicht zu ertragen“ (Quelle), erklärt den Schuldkult für beendet (Quelle)  und feiert den Einzug der AFD in den Bundestag als einer der größten Erfolg seit 1945. (Quelle)
  • Robert Teske nimmt an einer Demo der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ teil (von der sich die AFD eigentlich distanziert hat). (Quelle)

Wer sich die volle Breitseite geben will, kann sich diese Tabelle ansehen.

Ich habe keine Angst, dass demnächst ein paar komische Vögel mit verschrobenen Ansichten im Bundestag sitzen. Das ist auch jetzt schon so und unsere Demokratie kann das aushalten. Was mir Sorgen macht ist, dass demnächst komische Vögel im Bundestag sitzen, die einen dicken Haufen auf unser Grundgesetz kacken.

Das hat es nicht verdient, denn unser Grundgesetz ist nämlich wirklich sehr, sehr, sehr gut. Wir haben eine der besten Verfassungen der Welt. Sie hat sich über Jahrzehnte bewährt. Sie garantiert uns u.a. Menschwürde, Meinungs-, Religions-, Versammlungs- und Pressefreiheit. Auch wenn das für uns heute selbstverständlich ist – die Verfassung ist hart erkämpft.

AFDler treten wiederholt unsere Verfassung mit Füßen. Nur ein kleines Beispiel von vielen möglichen:

Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Wie oft verstößt der AFD-Spitzenkandidat (demnächst sehr wahrscheinlich im Bundestag) gegen diesen Grundsatz in nur einer Rede? Hier zum selber zählen.

Jetzt einmal tief durchatmen: gegen unsere Grundrechte sind die anderen Themen nur Nebenschauplätze. Egal wie wichtig sie dir gerade erscheinen. Wenn unsere Politiker das Grundgesetz nicht mehr achten, dann ist es irgendwann das Papier nicht wert auf dem es gedruckt ist. Dann wird es für uns alle Finster. Was Alexander Gauland von Kirche hält, hat er sehr deutlich gesagt. Und glaubt nicht, es sei nur die Landeskirche gemeinte. Er wird sich bestimmt nicht vor Begeisterung einnässen, wenn die Freikirchen anklopfen und mitreden wollen. Am Ende wird unser Land nicht von den Flüchtlingen, Moslems, Homos, Queers, Trans (oder vor was man sich sonst so fürchtet) zerstört, sondern von uns selbst und unserer Angst.

Ich will mich nicht lustig machen über die Themen, die vielen Geschwistern ein echtes Anliegen sind. Das respektiere ich. Wenn dir der Schutz des ungeborenen Lebens wichtig ist, dann engagiere dich bei Pro Famila oder so. Unterstütze eine alleinerziehende, werdende Mutter, die Hilfe braucht. Da kannst du wirklich was erreichen. Aber wähle nicht die AFD.

Um es mit Worten frei nach Klaas Heufer-Umlauf zu sagen:

Wenn wir unsere demokratische Verfassung kaputt machen, dann sind wir die dümmste Generation, die je gelebt hat.

Also mein Aufruf: Geh wählen! Diesmal geht es wirklich um was. Wähle eine demokratische Partei aus der Mitte. Egal welche. Wähle das kleinere Übel. Meinetwegen würfle. Es wird besser sein, als die AFD.

Eine Stimme für die AFD ist keine Stimme gegen Frau Merkel. Es ist ein Abschiedsgruß an Herz, Verstand und unsere Demokratie.

Kapitän Schwandt, Hamburg

P.S.: Wenn du bis hierhin gelesen hast und mein Anliegen teilst, dann teile es bitte. Danke!

Autor: Christian „Hille“ Hilk

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